Wenn der Winter leise über das Land zieht und die ersten Flocken vom Himmel tanzen, passiert in den Wolken ein erstaunliches Naturwunder. Schneeflocken sind kleine Kunstwerke – jede einzigartig, geformt durch Temperatur, Feuchtigkeit und Luftwirbel. Doch wie genau entsteht eine Schneeflocke? Und warum regnet es bei Minusgraden nicht einfach Eiskörner?
Wie Schneeflocken entstehen – Der Bauplan aus Wasser
Alles beginnt hoch oben in einer Wolke. Dort schweben winzige Staubpartikel, Pollen oder Salzreste: Kondensationskerne, an denen Wasserdampf haftet.
1. Der erste Kristall: ein hexagonales Wunder
Bei Temperaturen unter etwa –12 °C gefriert der Wasserdampf direkt zu einem winzigen Eiskristall.
Weil Wasser eine hexagonale Molekülstruktur bildet, entsteht ein symmetrischer Kristall mit sechs Armen – die Grundlage jeder Schneeflocke.
2. Wachstum durch Wasserdampf
Der Kristall nimmt weiteren Wasserdampf auf. Dieser lagert sich bevorzugt an bestimmten Stellen an, wodurch sich Muster wie:
- Nadeln
- Plättchen
- Dendriten (verzweigte Flocken)
bilden.
Die Form hängt stark von der Temperatur und Feuchtigkeit in der Wolke ab. Schon wenige Grad Unterschied verändern das gesamte Aussehen einer Flocke.
3. Tanz durch die Wolke
Während die Kristalle sinken, durchqueren sie verschiedene Luftschichten. Mal sind sie eisiger, mal feuchter – und jede Veränderung hinterlässt Spuren auf der Flocke.
Daher gleicht keine Schneeflocke der anderen.
Warum regnet es bei Minusgraden kein Eis?
Oft herrscht in der gesamten Wolke Frost, und dennoch kommen Schneeflocken, nicht etwa massive Eiskörner, unten an. Warum?
1. Wolken bestehen meist aus unterkühlten Wassertröpfchen
Selbst bei Temperaturen bis –38 °C können winzige Tröpfchen flüssig bleiben – man spricht von unterkühltem Wasser.
Sie gefrieren erst dann, wenn ein Eiskristall entsteht, an dem sie anwachsen können.
2. Eiskristalle wachsen sanft – nicht hart
Während Hagel in kräftigen Gewitterwolken entsteht, wo starke Auf- und Abwinde die Körner mehrfach durchfrosten, wachsen Schneeflocken in ruhigen Winterwolken.
Hier fehlt die Energie, um feste Körner zu formen. Stattdessen bilden sich die filigranen Strukturen.
3. Beim Fallen schmelzen sie meist nicht
Wenn auch die Luft unter der Wolke frostig bleibt, bleibt die Flocke erhalten und erreicht als Schnee den Boden.
Nur bei Temperaturen leicht über Null verwandelt sie sich in Regen oder Schneeregen.
Wie genau entsteht die typische Flockenform?
Die Form einer Schneeflocke hängt vor allem von zwei Faktoren ab:
Temperatur
- –2 bis –5 °C: Plättchen
- –5 bis –10 °C: Nadeln und Säulen
- –12 bis –16 °C: stark verzweigte Flocken (die „klassischen" Schneesterne)
Feuchtigkeit
Je feuchter die Luft, desto verzweigter und größer die Schneeflocke.
Fazit: Schnee ist ein empfindliches Kunstwerk
Schneeflocken entstehen, wenn in eiskalten Wolken unsichtbare Wasserdampfmoleküle zu Kristallen wachsen, sich verästeln, zusammenschmelzen oder wieder gefrieren. Das Zusammenspiel aus Temperatur, Feuchtigkeit und Bewegung macht jede Flocke zu etwas Einzigartigem.
Wenn die nächste Flocke auf deiner Jacke landet, betrachtest du also ein kleines Naturwunder – das viele Kilometer Reise und unzählige physikalische Prozesse hinter sich hat.