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Antarktisgletscher in Gefahr
In den letzten Tagen häuften sich die Meldungen zu abschmelzenden Gletschern in der Ost- und West-Antarktis. Auf die Gefahr eines rasanten Meeresspiegelanstiegs wurde mehrfach hingewiesen. Hier ein kleiner Überblick.Schuld am Eisverlust in der Antarktis sind die steigenden Temperaturen infolge des Klimawandels. Auch wenn dieser seit über 10 Jahren nicht mehr stattfindet, sorgen die weiterhin steigenden Temperaturen für ein weiteres Abschmelzen der Gletscher an den Küsten des eisigsten Kontinents.
Anfang Mai wiesen Wissenschaftler des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) darauf hin, dass im Osten der Antarktis, südlich von Australien, an der George-V.-Küste ein "Eisstöpsel" drohe abzuschmelzen. Die hinter diesem Engpass im Wilkes-Becken aufgetürmten Eismassen könnten dadurch in den Ozean fließen und den Meeresspiegel um 3 bis 4 Meter ansteigen lassen.
Computersimulationen zeigen, dass der Prozess auch durch einen Stopp der Erderwärmung nicht mehr aufzuhalten ist. Was jedoch in verschiedenen Medien scheinbar nicht gerne erwähnt wurde ist, dass dieser Prozess zwischen 5.000 und 10.000 Jahren dauern wird. Mit einem rasanten Anstieg des Meeresspiegels ist dabei also erst einmal nicht zu rechnen.
Die Forscher schrieben zudem, dass sich ein vergleichbares Ereignis im Pliozän vor etwa vier Millionen Jahren ereignete. Damals herrschte demnach eine ähnliche Temperatur und CO2-Konzentration in der Atmosphäre, wie sie für die nächsten Jahrzehnte prognostiziert wird. Die Klimahistorie zeigt jedoch, dass damals vor vier Millionen Jahren, also zum Ende des Pliozäns, die Temperaturen deutlich niedriger lagen als in etlichen Millionen Jahren zuvor. Das vergleichbare Ereignis trat also auf, als es tendenziell kälter wurde.
Zuletzt bestätigten Berichte für die Westantarktis das gleiche Szenario. Der betroffene Thwaites-Gletscher könnte den Studien zufolge schon in 200 Jahren abgeschmolzen sein und somit das dahinter aufgestaute Gletschereis in den Ozean fließen lassen. Ein Meeresspiegelanstieg von rund 60 Zentimetern wäre die Folge.
Der genaue Zeitpunkt für dieses Ereignis lässt sich jedoch auf der Basis von Radaraufnahmen und Satellitenmessungen der letzten 18 Jahre inklusive Computersimulationen scheinbar nicht genau festlegen. Demnach könnte der Gletscher auch in 1000 Jahren noch existieren.
Theoretisch sind die Ereignisse und ihre Folgen möglich, doch stellen Computersimulationen auf der Basis eines recht kurzen Betrachtungszeitraums nicht immer die Realität dar, denn allen Klimamodellen zum Trotz steigt die globale Mitteltemperatur der Erde seit über 10 Jahren nicht mehr an. Es bleibt also abzuwarten, wie sich die Zukunft entwickeln wird.