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Eisberg vor dem Abbruch – quo vadis, Antarktis?
Wie neueste Satellitenbilder zeigen, bahnt sich in der Antarktis ein enormer Eisabbruch an: Eine Fläche doppelt so groß wie das Saarland wird demnächst vom Schelfeis abbrechen und innerhalb von zwei Jahren vollständig geschmolzen sein.
Gebannt blicken Klima-, Polar- und Meereswissenschaftler in die Antarktis: Wann wird der riesige Eisberg vollständig vom Schelfeis abbrechen? Die Antwort kennt keiner, doch lange dauern wird es wohl nicht mehr. Im Januar gab es einen etwa 175 Kilometer langen Riss im Schelfeis „Larsen C". Die rund 5000 Quadratkilometer große Eismasse deutete an, sich los zu lösen, doch dann kam der gesamte Prozess erst einmal zum Stehen. Erst im Mai gab es einen neuen Riss an anderer Stelle auf 17 Kilometern Länge, in der vergangenen Woche ein weiterer auf 16 Kilometern Länge. Die Risse verzweigen sich mittlerweile, weshalb der endgültige Abbruch nun durchaus rasant verlaufen kann.
Schelfeis ist eine große, auf dem Meer schwimmende Eisplatte, die durch Eisbewegungen und Gletscher genährt wird und mit ihnen auch verbunden ist. Bei „Larsen C" handelt es sich um einen Abschnitt des Schelfeises „Larsen" im Weddell-Meer an der Ostküste der Antarktischen Halbinsel, der im Übrigen auch im Apokalypse-Film „The Day After Tomorrow" eine Rolle spielt.
Abbrüche vom Schelfeis sind durchaus normal, allerdings in dieser Größenordnung eher selten. Sollte die Eisfläche tatsächlich abbrechen, wäre sie eine der 5 größten Eisflächenabbrüche der letzten 30 Jahre. Experten gehen davon aus, dass das abgebrochene Eis innerhalb von zwei Jahren vollständig geschmolzen wäre. Für Wissenschaftler ist vor allem interessant, wie die Abbruchkante und das zurückbleibende Eis auf solch eine Entwicklung reagieren würden.