Aktuell wird das Wettergeschehen in Deutschland von einem kräftigen Hochdruckgebiet, welches sich von den Azoren über Schottland bis nach Skandinavien erstreckt und einem Tief über Italien beeinflusst. Dazwischen ist für Luftmassen aus Nordosteuropa der Weg zu uns frei, sodass wir in den kommenden Tagen vermehrt Nordostwind bekommen werden. Doch müsste es zu dieser Jahreszeit bei einer solchen Wetterlage nicht viel kälter sein, mit Dauerfrost und Schnee bis in die Niederungen? Immerhin kann die Luft aus Russland direkt in unsere Richtung strömen.
Warum das in diesem Fall nicht der Fall ist und wir im Tiefland örtlich noch deutliche Plusgrade haben und auch im Bergland kaum Schnee fällt, liegt an mehreren Ursachen.
Ostsee als Winterkiller
Da wir uns erst ganz am Anfang des meteorologischen Winters befinden, der am 1. Dezember begonnen hat, sind die Meere noch relativ warm, da Wasser deutlich langsamer abkühlt als Landmassen. Auch die Ostsee hat vor der Küste Deutschlands derzeit immer noch Wassertemperaturen zwischen 5 und 7 Grad. Das sind Werte von etwa zwei bis drei Grad über dem Durchschnitt des gesamten Winters und ca. ein Grad über dem Normwert für Mitte Dezember. Dadurch, dass die Luft derzeit direkt über die Ostsee nach Deutschland strömt, wird sie somit von der milden Ostsee aufgeheizt.
Positive Temperaturabweichungen in Osteuropa
Nicht nur die Ostsee ist relativ warm, auch in weiten Teilen Osteuropas herrschen derzeit teils deutliche Temperaturabweichungen nach oben. So liegen die Höchstwerte auch in Moskau oder Sankt Petersburg bei um die 0 Grad, wodurch die zu uns strömenden Luftmassen keine richtig eisige Luft auftanken können. Kurz gesagt: Wo nichts ist, kann auch nichts herkommen. Dies ist dadurch bedingt, dass das langgezogene Tief über Südeuropa bis zum Schwarzen Meer reicht und von dort aus sehr milde Luft weit nach Norden – in Richtung Russland – transportiert.
Nordostströmung reißt schnell wieder ab
Bereits zur Wochenmitte soll sich das Hoch von den Britischen Inseln zu uns nach Mitteleuropa verlagern und sorgt damit schnell für ein Ende der nordöstlichen Zuströmung. Dadurch wird es sogar noch etwas kälter, da kaum noch Wind weht und die Temperaturen gerade in den Nächten bei aufklaren in den deutlichen Frostbereich sinken können. Im Anschluss stellt sich sogar wieder eine leichte Milderung ein, da das Hoch nach Osten abzieht und wieder den Weg für Atlantiktiefs frei macht.
Kaum Niederschläge
Zu guter Letzt sollen ab dem morgigen Dienstag bis zum dritten Adventswochenende so gut wie keine Niederschläge fallen. Auch wenn es also mit Temperaturen zwischen 0 und 6 Grad im Tiefland und teils leichtem Dauerfrost im Bergland relativ kühl ist, ist in weiten Teilen Deutschlands kein Schnee zu erwarten, da es unter Hochdruckeinfluss meist trocken bleibt. Selbst die Hochlagen der Mittelgebirge können daher in Sachen Schnee komplett leer ausgehen.
Auch wenn in dieser Wetterlage deutlich mehr Potenzial für Winterwetter steckt als wir bekommen werden, bleiben die Temperaturen dennoch im unteren Normalbereich für die Jahreszeit, weshalb wir durchaus mit Straßenglätte und Nachtfrost rechnen müssen. Der große Wintereinbruch bis ins Flachland, wie er in der letzten Woche mal angekündigt wurde, bleibt jedoch vorerst aus.