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Labile Temperaturschichtung
Das ehemalige Orkantief Felix führt nun von Westen einen Schwung kühler Meeresluft zu uns. Diese stammt ursprünglich aus polaren Breiten. Durch den langen Weg über den Atlantik ist die Luft in den untersten Luftschichten jedoch spürbar erwärmt.Ganz im Gegensatz zu der gemäßigt kühlen Luft in Bodennähe stehen die Vorgänge in höheren Luftschichten. So rutschen am heutigen Mittwoch die Temperaturen dort massiv ab. Dabei gehen die Werte während des Tages bis auf minus 38 Grad in rund 5250 Metern Höhe an der der Nordseeküste und bis auf minus 32 Grad in rund 5450 Metern im Südwesten zurück. Das entspricht vor allem im Norden tiefwinterlichen Verhältnissen. Dadurch entsteht ein immenser Temperaturunterschied zwischen größeren Höhen und Erdbodennähe, wo Meeresluft dominiert.
Aprilähnliche Verhältnisse mit Schauern, Graupelgewittern und bis auf 400 Meter sinkender Schneefallgrenze sind die Folge. Bereits in der zweiten Nachthälfte zogen teils kräftige Schauer mit lokalem Blitz und Donner und stürmischen Böen über uns hinweg und leiteten das Schauerwetter ein.
In Fachkreisen spricht man von einer labilen Luftschichtung, denn die kalte Luft aus höheren Luftschichten ist schwer und will, der Gravitation folgend, nach unten. Umgekehrt will die verhältnismäßig milde Luft am Erdboden nach oben. Nur ein Austausch der Luft zwischen Boden und Höhe kann über eine Minderung der großen Temperaturunterschiede Abhilfe schaffen. Dies geschieht mithilfe von mächtigen Quellwolken und Schauern. Dabei mischt sich kältere Luft aus größeren Höhen in die Luft in Bodennähe, ist aber freilich dabei dem Effekt der Erwärmung unterworfen, so dass der Abkühlungseffekt durch Schauer oft vergleichsweise moderat ausfällt. Im Sommer, wenn in Bodennähe vergleichsweise hohe Werte herrschen, kann mit dem vertikalen Luftaustausch jedoch ein Temperatursturz verbunden sein.
Mit den Schauern gehen heute bei entsprechend günstiger Konstellation zwischen Sonnenposition, Wolken und Schauern auch farbenfrohe Erscheinungen einher, die Regenbögen. Sie machen die Farben des Sonnenlichts in Abhängigkeit ihres Wellenlängenbereichs sichtbar.
Morgen ist dieser Witterungstyp jedoch schon wieder Vergangenheit, denn Sturmtief Herrmann eröffnet eine neue Runde der Temperatur-Achterbahnfahrt. Mit starkem Südwind wird noch einmal mildere Luft herangeweht. Über der Nordwesthälfte fällt Regen.